Thüringen ist eine Bergbauregion und fast überall im Freistaat gab und gibt es Minen und Bergwerke, bei denen die unterschiedlichsten Rohstoffe aus der Erde gefördert wurden. In der Vergangenheit waren es vor allem Metall und in vielen Bereich auch Salz, die dabei im Vordergrund standen. In der neueren Geschichte von Thüringen bekamen Baumaterialien und sogar Uran eine immer wichtigere Rolle.

In einigen Bereichen wurde dabei auch über Jahrhunderte hinweg Silber gefördert, meistens in Verbindung mit Kupfer-Vorkommen. Thüringen war dabei allerdings nie eine der bekannten Herkunftsregionen von Silber, weil die Vorkommen entweder unergiebig oder recht schnell erschöpft waren. In einigen Fällen war der Abbau auch so schwierig, dass er sich bereits nach einigen Jahren nicht mehr lohnte.

Es gab im Freistaat leider auch kein Berggeschrei, wie man es aus dem Nachbarland Sachsen kennt. Dort wurde seit dem Mittelalter mehrfach Silber in reichhaltigen Vorkommen gefunden und die Nachricht dieser Funde löste eine Art Goldrausch aus, nur eben mit Silber und im Erzgebirge in Sachsen. Der Effekt des Berggeschreis aber war vergleichbar: viele Menschen zogen in die Gegend in der Hoffnung auf einen Teil vom Reichtum und Wohlstand, den das Silber versprach. Thüringen hatte dagegen kaum Vorteil vom Berggeschrei im Nachbarland – im Gegenteil. Der Freistaat verlor eher wichtige Arbeitskräfte und der Preisverfall durch die reichhaltigen Funde machte insgesamt viele Minen weniger rentabel.

Silber-Bergbau in der Region Ilmenau

In Ilmenau und der näheren Umgebung gibt es bereits seit 1444 Silber- und Kupferminen (einige Quellen berichten auch vom 12. Jahrhundert) , in denen das Edelmetall aus der Erde geholt wurde. Daneben entwickelte sich auch eine Industrie um die Erze direkt am Ort auszuschmelzen, also zu verhütten. Dieser Silber-Abbau war jedoch immer wieder durch die großen Mengen an Grundwasser erschwert, das abgeführt werden musste.

Ilmenauer Ausbeutetaler in Silber – Herkunft/Rechte: GoetheStadtMuseum Ilmenau (CC BY-NC-SA)

1739 endete diese Ära, Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1756-1828) versuchte ab gegen 1776 diesen Wirtschaftszweig neu zu beleben.Hintergrund waren die Anfänger der Industrialisierung und neue Techniken und Maschinen, mit denen man hoffte, die bekannten Probleme aus der Welt schaffen zu können.

Für die Umsetzung dieses Vorhabens wurde eine neue Bergbau-Kommission gegründet, der unter anderem auch Johann Wolfgang von Goethe angehörte und sie sogar leitete. Die Wiederaufnahme des Silber-Bergebaus in der Region war allerdings von großen Schwierigkeiten begleitet. Erst 1792 konnte die erste Tonne Silber nach dem Neubeginn gefördert werden. Der Bergbau um Ilmenau war aber weiter mit großen Problemen behaftet und wirtschaftlich nicht rentabel. Statt einer Geldquelle war er für den Herzog eher eine Belastung. Daher wurde er 1814 erneut beendet und die Schächte aufgegeben. [1]

Goethe selbst hat Ilmenau und seine Erfahrungen dort in verschiedene Werke einfließen lassen:

Ich sehe hier, wie man nach langer Reise
Im Vaterland sich wiederkennt,
Ein ruhig Volk in stillem Fleiße
Benutzen, was Natur an Gaben ihm gegönnt

Der Faden eilet von dem Rocken
Des Webers raschem Stuhle zu,
Und Seil und Kübel wird in längrer Ruh
Nicht am verbrochnen Schachte stocken;
Es wird der Trug entdeckt, die Ordnung kehrt zurück,
Es folgt Gedeihn und festes ird’sches Glück.

So mög’, o Fürst, der Winkel deines Landes
Ein Vorbild deiner Tage sein!
Du kennest lang die Pflichten deines Standes
Und schränkest nach und nach die freie Seele ein.
Der kann sich manchen Wunsch gewähren,
Der kalt sich selbst und seinem Willen lebt;
Allein wer andre wohl zu leiten strebt,
Muß fähig sein, viel zu entbehren.

aus: Goethes Gedicht „Ilmenau am 3. September 1783“

2018 wurde ein Anteilsschein von Goethe an diesem Bergbau-Vorhaben versteigert (bezeichnet als Goethe-Kux).  Der Schein hat zwar keinen realen Wert mehr, da das Bergwerk dazu nicht mehr existiert, als Dokument der Zeitgeschichte wurde er aber dennoch mit einem Mindestgebot von 20.000 Euro aufgerufen.

Revier Schmalkalden-Trusetal

Die Erz-Lagerstätten im Bereich Bad Liebenstein in Thüringen wurden bereits vor tausend Jahren abgebaut und dies setzte sich bis in letzte Jahrhundert fort. Angeblich haben in dieser Region bereits die Kelten nach Erz gegraben und neben Eisenerz waren es vor allem die Edelmetalle Gold und Silber, aber natürlich auch Kupfer, die im Fokus standen.

Dokumente belegen dabei sicher, dass im 15. Jahrhundert im Trusetal Silber abgebaut wurde. Allerdings waren die Vorkommen nicht sehr reichhaltig. Einen langfristigen Abbau gab es daher nicht, dennoch gab es weiter Bergbau in der Region, wenn auch vor allem im Bereich des Eisenerzes.

Bergbau lore

Revier Suhl

Rund um Suhl finden sich Belege für Bergbau bis in die frühgeschichtliche Zeit. Es sollen die Kelten gewesen sein, die bereits Eisen in der Gegend abgebaut haben und bis ins 17. Jahrhundert wurde in der Region Eisenerz gewonnen. Das mag auch ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung der Waffenherstellung in Suhl haben. Noch heute gibt es diese Produktion in der Stadt.

Im 15. Jahrhundert gibt es auch bestätigte Silberfunde an der Goldlauter (trotz des Namens nur Silberfunde). Dort standen bereits wenige Jahrzehnte später bis zu 8 aktive Schächte für den Abbau und angeblich 3 bis 4 Schmelzhütten, in denen das Erz direkt vor Ort eingeschmolzen und verhüttet werden konnte. Wie fast überall in Thüringen gab es auch hier das Silber in Kombination mit Kupfererz.#

Nach dem 30jährigen Krieg wird der Abbau eingestellt. Im 17.Jahrhundert gibt es Versuche, die Schächte wieder zu aktivieren, allerdings mit wenig Erfolg. Der Silberabbau rund um Suhl bleibt damit eine eher kurze Episode.

Revier Friedrichroda

In Friedrichroda war vor allem der Abbau von Eisenerz im späten Mittelalter im Fokus, aber es gab auch ab etwa 1480 eine urkundliche Genehmigung zum Abbau von Silber. Leider ist recht wenig rund um die Geschichte des Silberbergbaus in diesem Revier bekannt, so dass offen ist, wie reichhaltig die Quelle war und warum der Abbau wieder eingestellt wurde.

Bergbau

Literaturverzeichnis

  • [1] Steenbuck, Kurt: Silber und Kupfer aus Ilmenau – Ein Bergwerk unter Goethes Leitung, Hintergründe – Erwartungen – Enttäuschungen
  • WAGENBRETH, Otfrid: Goethe und der Ilmenauer Bergbau, Weimar 1983
  • Heimatverein Trusetal (Hrsg.) Faltblatt zur Geschichte der Auwallenburg, Selbstverlag, um 1980.